Futuristische Augenscanner und sprachgesteuerte Türen sind nicht mehr nur der Stoff aus Hollywood-Spionagethriller. Wir können Geräte mit unserem Gesicht und unseren Daumenabdrücken entsperren – biometrische Technologie lässt sich heutzutage überall finden. Biometrische Daten werden oft als die einfachste und sicherste Möglichkeit dargestellt, ein Smartphone oder Ähnliches zu schützen. Schließlich kann niemand Fingerabdrücke stehlen … oder doch?
Werner Beckmann
Feb 01, 2022 · 5 Min. Lesezeit
Die biometrische Identifizierung ist ein System, das hilft, eine Person anhand ihrer einzigartigen körperlichen Merkmale zu erkennen. In diesem Artikel bezeichnen wir diese Merkmale als „biometrische Daten“.
Es gibt über 20 eindeutige Identifikatoren, darunter Fingerabdrücke, Gesichtsmerkmale und stimmliche Merkmale. Auf diese und andere Merkmale werden wir später in diesem Artikel noch genauer eingehen.
Biometrische Technologie wird verwendet, um die Identität einer Person zu authentifizieren. Diese Funktion ist bereits in vielen Geräten integriert, aber sie wird auch für zusätzliche Sicherheit in hochgesicherten Anlagen eingesetzt. Regierungen und Unternehmen setzen auf biometrische Authentifizierung, um sowohl physische als auch digitale Orte zu schützen.
Unabhängig davon, wer sie einsetzt, enthalten alle biometrischen Sicherheitssysteme drei Schlüsselelemente:
Der Authentifizierungsprozess ist recht einfach – nehmen wir das Beispiel eines Smartphones mit einem Fingerabdrucksensor. Bei der Einrichtung des biometrischen Sicherheitssystems gibst du deinen Fingerabdruck ab und dein Gerät speichert diese Daten für die spätere Verwendung. Bevor du nun auf das Telefon zugreifst, vergleicht das System deinen Fingerabdruck mit dem in seiner Datenbank. Wenn sie übereinstimmen, kannst du dein Telefon entsperren.
Im Folgenden findest du eine Liste der gängigsten biometrischen Identifikatoren und wie die Authentifizierung in jedem Fall funktioniert.
Schütze deine sensiblen Daten mit einer modernen Verschlüsselung.
In Hollywood-Filmen werden biometrische Daten als praktisch unüberwindbare Verteidigung dargestellt. Die Kriminellen in diesen fiktiven Geschichten müssen oft auf den abgetrennten Finger oder Augapfel eines Opfers zurückgreifen, um die Sicherheit zu umgehen.
Natürlich ist die Realität weit weniger makaber. Kriminelle müssen niemandem die Gliedmaßen abhacken, um die biometrischen Sensoren zu umgehen. Dennoch zeigen diese Darstellungen, welche falschen Vorstellungen viele Menschen immer noch haben. Wir räumen mit einigen der Mythen auf, die sich um dieses Thema ranken:
Das sind sie nicht. Du lädst Selfies ins Internet hoch, du wirst auf der Straße gefilmt und es gibt zahlreiche Dokumente, die deine Unterschrift enthalten. Die meisten der gängigen biometrischen Merkmale wie deine Stimme, dein Gesicht und deine Fingerabdrücke können aus der Ferne erfasst werden. Wenn du soziale Medien nutzt, können all diese physischen Merkmale über deine Fotos und Videos für Kriminelle vollständig zugänglich sein.
Es stimmt, dass die biometrischen Daten, die du zum Öffnen von Apps und Entsperren von Geräten verwendest, nicht leicht zu knacken sind. In den meisten Fällen werden sie als verschlüsselter Binärcode und nicht als Bilddateien gespeichert. Allerdings gilt hier eine einfache Regel: Aufgezeichnete Daten sind auch immer hackbare Daten. Cyberkriminelle sind hinter deinen biometrischen Daten her und sie Mittel und Wege haben, um an sie heranzukommen – und diese Methoden werden im Laufe der Zeit immer raffinierter werden.
Biometrische Authentifizierung scheint eine moderne Weiterentwicklung des altmodischen Passworts zu sein, aber sie ist alles andere als unangreifbar. Das hat der Hacker Jan „Starbug“ Krissler 2014 bewiesen, als er mithilfe von Fotos die Fingerabdrücke der heutigen Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, nachstellte. Mit diesen 2D-Bildern hätte er theoretisch ihr Telefon entsperren können, wenn er Zugang zu dem Gerät gehabt hätte. Trotzdem kann die Biometrie deine Sicherheit als eine zusätzliche Ebene der Multi-Faktor-Authentifizierung erheblich verbessern.
Der Missbrauch im Unternehmensbereich ist besorgniserregend. Private Unternehmen wie das Gesichtserkennungs-Startup Clearview AI durchforsten das Internet nach Gesichtsbildern und verkaufen die Daten dann an den Meistbietenden. Über 2200 Organisationen – darunter Universitäten, Strafverfolgungsbehörden und Supermärkte – nutzen die 3-Milliarden-Fotodatenbank von Clearview AI ohne jegliche Rechenschaftspflicht oder Kontrolle.
Erschwerend kommt hinzu, dass die biometrische Identifizierung nicht immer zuverlässig ist. Die New York Times berichtete über den Fall eines schwarzen Mannes aus den USA, der von einem Gesichtserkennungssystem falsch identifiziert wurde. Dieser technische Fehler führte dazu, dass der Mann tatsächlich ins Gefängnis musste.
2018 gab es einen Vorfall in Australien. Die Polizei versuchte dort, nach einem Fußballspiel potenzielle Kriminelle zu identifizieren. Ihre Gesichtserkennungstechnologie erkannte 92 % der Personen falsch. „Kein Gesichtserkennungssystem ist unter allen Bedingungen hundertprozentig genau“, erklärte ein Polizeisprecher.
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Der Markt für biometrische Technologie erlebt ein rasantes Wachstum. Laut Statista wird er bis 2027 ein Volumen von 55,42 Mrd. US-Dollar erreichen, während der Markt für Identitätsüberprüfung bis zum selben Jahr um 18 Mrd. US-Dollar wachsen wird. I-scoop.eu berichtet, dass bis 2024 rund 1,3 Milliarden Geräte Gesichtserkennung unterstützen werden.
Außerdem sehen viele Menschen die Nutzung biometrischer Daten nicht als Bedrohung an. Mastercard und die Universität Oxford haben eine Studie durchgeführt, in der 77 % der teilnehmenden Verbraucher die Gesichtserkennung für sicher halten, während 93 % von ihnen Fingerabdrücke als sichere Identifizierungsmethode ansehen.
Es ist also davon auszugehen, dass wir aufgrund des exponentiellen Wachstums mit mehr Problemen und Missbrauch des Datenschutzes konfrontiert sein werden.
Biometrische Daten sind nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken und ihre Nutzung wird in Zukunft noch zunehmen. Mit etwas gesundem Menschenverstand kannst du dich jedoch vor den negativen Auswirkungen dieser Technologie schützen.
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